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Selber denken macht schlau (2010) | Die kleinen Philosophen (vergr.) | Philosophische Reise (vergr.) |
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Das dritte Buch von Eva Zoller Morf ersetzt ihren Erstling, "Die kleinen Philosophen" der (auf Deutsch) seit längerem ausverkauft ist. (Polnische und estnische Ausgaben sind noch lieferbar.) Auch der zweite Titel, die "Philosophische Reise", ist nur noch antiquarisch auffindbar. Um diese Themen geht es im dritten Buch "Selber denken macht schlau" : Teil 1: Kinderfragen und Bilderbücher zu philosophischen Gesprächen nutzen. Teil 2: Moralischen Erziehung "auf Philosophisch" - Wie Kinder im Schulalter über Wünsche, Regeln, Teil 3: Religiöse Fragen philosophisch angehen - Wie können wir mit Kindern und Jugendlichen "Staunen Sie mit mir über die Fülle und Tiefe der Gedanken, zu denen Kinder und Jugendliche fähig sind, wenn man sie ihnen bloss zutraut!" Auszüge aus zwei Rezensionen zum dritten Buchvon Mechthild Ralla, Aachern und |
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Mechthild Ralla:... Der Anspruch ist hoch: es geht um eine Anwendung einer „philosophischen Pädagogik“. Die Frage eines Kindes „warum kann ich das nicht haben?“ wird erst einmal als Frage von Erwachsenen an sich selber verstanden: wie berührt sie/ihn diese Frage? Wie könnte die Frage gemeint sein? Wie kann man sich zu dieser Frage verhalten? – Vielleicht „aus dem Bauch heraus“, aus zeitgenössischen, religiösen, kulturellen Richtungen – sie könnten aber auch erst einmal nicht antworten, sondern zurückfragen und womöglich ein Gespräch beginnen, mit dem Ziel des Selberdenkens auf beiden Seiten. Ist das Philosophieren?
Im Gespräch werden zunächst „kleine“ Fragen (d.h. Wissensfragen) von „großen“ Fragen (zu denen „niemand die Antwort weiß“) unterschieden. Solche „großen“ Fragen werden in diesem Buch thematisiert. Die angemessene Verhaltensweise solchen Kinder-Fragen gegenüber nennt Zoller „das kleine Philosophieren“. Darunter versteht sie „gründliches, kritisches, kreatives und fürsorglich teilnehmendes Denken“. Die Lehrperson soll darauf achten, dass bei den Erkenntnissuchenden eine Gesprächskultur der Neugier und des gegenseitigen Respekts entsteht. Dazu gehören gemeinsam verabredete Gesprächsregeln, sowie die „Werkzeugkiste der schlauen Denker“ (u.a. Beispiele, Gegenbeispiele, Hinterfragen und Begründen, Annahmen, Folgerungen). Zoller führt als Erläuterung dieses Ansatzes Ausschnitte an aus der Planung und Durchführung solcher Gespräche in Kindergärten und Grundschulen, zusammen mit Anleitungen zur Evaluation als Reflexion.
Die Anregungen zu philosophischen Gesprächen mit Grundschulkindern beginnen bei den Berichten der Erfahrungen der Kinder, die sie mit dem Thema haben, dann folgen Begriffsklärung, Sammlung von Meinungen, differenzierte Begründungen, Vermutungen mit Annahmen und deren Folgen – so wie es in anderen Anleitungsbüchern auch beschrieben ist. Zoller fügt diesem Konzept der Förderung der kritisch-kreativen Denkfähigkeiten das des caring thinking an, des wertschätzenden, teilnehmenden Denkens, und verbindet so die P4C-Ansätze von Lipman, Sharp, Cam mit dem Ansatz „little p – philosophy for children Hawaii“ – p4cH des in Deutschland noch wenig bekannten Thomas Jackson.
An mehreren Stellen stellt Zoller Überlegungen an, inwieweit das Philosophieren in der vorgeschlagenen Weise zu Recht als solches genannt werden darf. Solche Reflexionen sind in Veröffentlichungen zur Kinderphilosophie keineswegs selbstverständlich. Sie zeigen, dass Zoller ihrem Anspruch auf fachlich fundiertes, eben philosophisches, Vorgehen gerecht zu werden anstrebt. Die gerade bei „philosophischen Neulingen“ immer wieder auftauchende Frage nach dem Unterschied zwischen Philosophie und Psychologie etwa wird am Beispiel von Gefühlen wie Angst und Mut im kinderphilosophischen Kontext deutlich gemacht. Zoller stellt die Frage nach dem Allgemeinen, Prinzipiellen von Gefühlen. Sie fordert auf zur Reflexion der eigenen emotionalen Erfahrungen und daraus entstehenden Handlungen, und dies gilt sowohl für Erwachsene wie für Kinder. Gerade in diesem Punkt unterscheidet sich Zollers Buch von den meisten anderen philosophischen Anregungsbüchern. ...
Wie ein philosophisches Gespräch mit zehn- bis zwölfjährigen Kindern zur Erkenntnistheorie aufgebaut sein kann, wird an der Frage „Wie kommt es wohl, dass es so unterschiedliche Geschichten gibt, die vom Anfang der Welt erzählen?“ vorgeführt. ...
Den weiteren typischen Kant-Fragen nach dem, was ich tun soll und was ich hoffen darf, sind ganze Kapitel gewidmet. So finden sich ausgearbeitete Hinweise zu den Themen Gerechtigkeit, Gehorsam, Wahrheit, Religion, Tod und Trauer, Sinn und Identität – jeweils mit kommentierten Angaben zu entsprechenden Kinderbüchern.
Dieses Buch ist Ausdruck kumulierter jahrzehntelanger Erfahrung im Philosophieren mit Kindern und in der entsprechenden Anleitung Erwachsener. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Rezensentin Zollers Anregungen sowohl methodisch wie auch inhaltlich bei Veranstaltungen in Kinderakademien und bei schulischen Projekten überprüft hat und zur Anwendung ohne Einschränkung empfehlen kann.
Der Anspruch, Anregungen zu geben zum Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen unter dem Gesichtspunkt einer philosophischen Pädagogik, besteht in diesem Buch zu Recht.
Barbara Brünings Rezension in der Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik ZDPE 1/2011:Im ersten Teil ihres Buches thematisiert die Autorin den Unterschied zwischen kleinen und großen (philosophischen) Kinderfragen und gibt Tipps, wie Erwachsene damit umgehen können (S. 30). Ein neuer Aspekt ist hierbei die „Werkzeugkiste des schlauen Denkers“, die auf dem didaktischen Modell des hawaiianischen Philosophieprofessors Thomas E. Jackson basiert, mit dem Eva Zoller in den letzten Jahren zusammengearbeitet hat. ... Im zweiten Teil des Buches steht das Philosophieren über Werte, Wünsche und Gefühle mit Grundschulkindern im Mittelpunkt. Eva Zoller widmet dabei dem von der kürzlich verstorbenen amerikanischen Philosophin Ann Margret Sharp fokussierten Caring Thinking (fürsorglich teil-nehmendes Denken) große Aufmerksamkeit (S. 66-70). Das Philosophieren mit Kindern soll nicht nur auf die Entwicklung von Denkfähigkeiten abzielen, sondern auch die Emotionalität der Kinder wie Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Gerechtigkeitssinn entwickeln. Seine Bestandteile umfassen wertschätzendes Denken (moralische Sensibilität für Naturereignisse, menschliches Verhalten, Kulturen), affektives Denken (Empathie und Partizipation an Projekten), aktives Denken (Problemlösungskompetenz) sowie normatives Denken (Vergleich von Ist-Zustand und Soll-Zustand). Alle vier Denkformen tragen nach Ansicht von Eva Zoller Morf dazu bei, Kinder anzuregen, nach eigenen Antworten auf wichtige Sinnfragen zu suchen. In diesem Zusammenhang sollten Kinder auch lernen, eine Sprache für ihre Gefühle zu finden. ...
Der dritte Teil des Buches beschäftigt sich mit existentiellen Fragen nach Wahrheit, Gott und Tod. Hierzu werden Beispiele praktischen Arbeitens vorgestellt, die sich vorwiegend auf die Klassen 5/6 beziehen. Eva Zoller Morf zeigt beispielsweise Möglichkeiten zur Begriffsarbeit über Seele und Geist (S. 126), sie stellt Gesprächsanregungen (Hebammenfragen) zu den Themen Wahrheit sowie Leben und Tod vor und erklärt anhand des Fünf-Finger-Modells von Ekkehard Martens (die phänomeno-logische, hermeneutische, dialektische, analytische und spekulative Methode), wie mit Jugendlichen über Identität philosophiert werden kann (S. 133/34).
Das Buch von Eva Zoller Morf gibt eine anschauliche Zusammenfassung verschiedener aktueller Tendenzen zum Philosophieren mit Kindern, die sich im Wesentlichen an neueren Entwicklungen in den USA orientieren. Es eröffnet vielfältige Möglichkeiten des außerschulischen und fächerübergreifenden Philosophierens im Vor- und Grundschulalter und präsentiert eine Schatzkiste von Kinderbüchern zu den großen Fragen menschlichen Daseins.
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Wie geht man auf Kinderfragen ein ohne vorschnelle Antworten zu liefern? Eva Zoller's Erstling (1991) bietet Hilfe und Anleitung zum Philosophieren mit Kindern von drei bis etwa zehn Jahren. Leider ist auch die vierte Auflage dieses Buches inzwischen nur noch antiquarisch auffindbar. Im ihrem dritten Buch "Selber denken macht schlau" hat Eva Zoller Morf den Ansatz erweitert und mit vielen Beispielen von Gesprächen zu Kinderfragen und Bilderbuchgeschichten ergänzt! |
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